Digitalisierung

Digitalisierung im öffentlichen Dienst – Auswirkungen aus Sicht …

Digitalisierung im öffentlichen Dienst – Auswirkungen aus Sicht der Beschäftigten

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Digitalisierung ist nicht nur ein wichtiges Thema in der Privatwirtschaft, auch der öffentliche Dienst verändert sich deutlich. Laut vorliegender Sonderauswertung des Index Gute Arbeit beeinflusst die Digitalisierung den Arbeitsalltag im öffentlichen Dienst sogar gravierender als in Unternehmen. 88 % der Beschäftigten im öffentlichen Dienst sind nach eigenen Angaben von der Digitalisierung betroffen, 69 % von ihnen in sehr hohem oder hohem Maße.

Dabei sind in den einzelnen Branchen große Unterschiede feststellbar. Schaut man auf den Kreis der in sehr hohem und hohem Maße Betroffenen, liegt die öffentliche Verwaltung mit einem Wert von 83 % an der Spitze, während im Bereich Erziehung und Bildung (65 %) und im Bereich Gesundheit und Sozialwesen (57 %) die Werte deutlich niedriger sind. Besorgniserregend ist, dass die Beschäftigten vor allem negative Auswirkungen dieser Entwicklung spüren, wie einen Anstieg der Arbeitsmenge (58 %), Erforderlichkeit von Multitasking (57 %), das Gefühl von Kontrolle und Überwachung
(47 %), gestiegene Arbeitsbelastung (52 %), Hetze und Zeitdruck (59 %) sowie häufige Arbeitsunterbrechungen und Störungen (63 %).

Von positiven Auswirkungen durch Digitalisierung berichten hingegen wenige: Lediglich mit Bezug auf Entscheidungsspielräume (24 %) und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf (19 %) sieht ein nennenswerter Anteil der Befragten Verbesserungen. Bezeichnend: Der Großteil der Beschäftigten gab an, dass es in diesen Bereichen überhaupt
keine Veränderungen für sie durch Digitalisierung gegeben habe.

Die Daten unterstützen damit die Forderung des DGB NRW, dass Digitalisierung gestaltet werden muss, wenn sie sich für Beschäftigte positiv auswirken soll. Alleine der Einsatz von Technik führt nicht zu einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen, sondern geht in vielen Fällen mit stärkeren Belastungen einher. Gleichzeitig lässt die Studie Potenziale erkennen, etwa bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder der Möglichkeit zu mehr Autonomie. Diese sind bisher noch nichtausgeschöpft. Daher nehmen wir die Politik in die Verantwortung. Die öffentlichen Arbeitgeber und die Landesregierung müssen gemeinsam mit den Personalräten und Beschäftigten den Rahmen setzen für eine gute Digitalisierung im öffentlichen Dienst. Dabei müssen die Beschäftigteninteressen im Zentrum stehen. In vielen Bereichen des öffentlichen Dienstes ist die Belastung der Beschäftigten bereits jetzt sehr hoch. Digitalisierung darf sich nicht noch verschärfend auswirken.

Nicht Mehrarbeit – gute Arbeit muss die Devise lauten!

Fest steht außerdem: Für einen funktionierenden öffentlichen Dienst ist Digitalisierung kein Allheilmittel – und auch nicht die einzige Herausforderung. Die alten Baustellen wie dünne Personaldecke trotz stetem Aufgabenzuwachs, Überstundenberge sowie Fachkräftemangel und Nachwuchssorgen müssen ebenfalls dringend angegangen werden.

Anja Weber
Vorsitzende des DGB-Bezirk Nordrhein-Westfalen

Quelle, Material und mehr: http://nrw.dgb.de/archiv/++co++5fb3a472-cd37-11e8-a27c-52540088cada